Klassenstruktur ​
Der Unterricht dauert in der Regel 90-120 Minuten und ist von Teilnehmern mit unterschiedlichen Fähigkeiten, aus verschiedenen Altersgruppen und Geschlechtern geprägt. Wir beginnen immer mit einer Aufwärmphase, die verschiedene Herz-Kreislauf-Übungen umfasst, gefolgt von gezieltem Stretching und allgemeinen Fitnessübungen. Das Training geht dann zu grundlegenden und fortgeschrittenen Kung-Fu-Techniken über - wobei ein bestimmtes Thema oder ein Lerninhalt verfolgt wird.
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Aufgrund unserer Lohan-Tradition nutzen wir eine Vielzahl verschiedener Methoden. Unsere Trainer setzen den Fokus dabei gezielt auf einzelne kleinere Trainingseinheiten, die für den Unterricht relevant sind. Dazu gehören u.a. grundlegende Hand- und Fuss-Techniken, Selbstverteidigung, verschiedene "Forms", "Sparring" (Wettkampf), oder auch traditionelle Waffen. Unser Training wird so durchgeführt, dass jede Klasse einen stetigen und kontinuierlichen Fortschritt bietet, um Schülern zu helfen, die Grundlagen einer bestimmten Technik zu beherrschen bevor Beinarbeit oder andere zusätzliche Techniken im Aufbauverfahren hinzugefügt werden. Gegen Ende des Unterrichts teilen sich die Schüler in kleinere Gruppen auf, um spezifische Techniken zu üben, die ihrem Leistungsniveau entsprechen. ​ Die Trainingseinheiten schließen mit einer Abkühleinheit ab, um die Herzfrequenz zu verlangsamen und Steifheit in Gelenken und Muskeln vorzubeugen.
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Shaolin Kung Fu ist ein Kampfkunstsport, der ein
breites Spektrum an Selbstverteidigungs-
und anderen Techniken verwendet.
Lerninhalte
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Alle Schüler beginnen mit dem Aufbau einer soliden Grundlage durch verschiedene Standübungen, die helfen, Beine und Oberkörper zu stärken. Wir nutzen dabei auch Schlagkissen, die helfen eine bessere Hand- und Augenkoordination zu entwickeln sowie den richtigen Einsatz von Kraft und Technik zu verstehen.
Hier ist eine Liste einiger grundlegender Lerninhalte:
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Basisübungen
Die Grundlagen Unsere Schüler beginnen ihre Ausbildung damit, dass sie lernen, sich nicht auf körperliche Kraft, sondern auf Technik zu verlassen. Wir beginnen damit, ihnen beizubringen, wie man effektiv schlägt und tritt, wie man Beinarbeit und Blocken einsetzt, um einem Angriff auszuweichen, und wie man Selbstverteidigungstechniken auf kurze und lange Distanz wie Gelenkhebel und Würfe anwendet. Dazu gehören auch unterschiedliche Übungen mit Schlagkissen.
Chigung
Chigung sind Atemübungen, die Stress abbauen, die Konzentration verbessern und helfen die inneren Organe zu nähren und zu stärken. Es geht um die Erkenntnis über die körpereigene Energie ("Chi"), die in eine bestimmte Bewegung oder gezielt in einen Teil des Körpers gelenkt werden kann. Chigung gibt es seit weit über tausend Jahren und hilft, die Kraft und Funktionalität der inneren Organe zu verbessern. Die Atemübungen beinhalten Körperhaltungen, die entweder statisch oder in Bewegung sind sowie Atemtechniken, die das untere Zwerchfell verwenden und einen besseren mentalen Fokus ermöglichen.
Forms
Die "Forms"stellen eine ganz bestimmte Abfolge von Bewegungen und Techniken dar, die helfen, eine bessere Koordination, Bewegung und Kondition zu entwickeln. Ähnlich eine Choreographie, sind Dauer und Komplexität auf das jeweilige Level abgestimmt und tragen insbesondere auch dazu bei Muskeln und Gelenke zu stärken. Das Prinzip ist dem "Schattenboxen" nicht allzu unähnlich, baut jedoch auf dem alten und bewährten Wissen der Shaolin Mönche auf. Unsere Forms steigern sich progressiv in der Nutzung von verschiedenen Richtungen, Winkeln und Ebenen, was dazu beiträgt, ein besseres Verständnis von „Fluss“ (Geschmeidigkeit) und „Zentrum“ ("Hara") zu fördern.
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Waffen
Sobald grundlegende Techniken beherrscht werden, gilt es auch den Umgang mit verschiedenen Arten von Waffen zu lernen. Dazu gehören u.a.: Langstab, Speer, Dolch, Breitschwert und Schmetterlingsmesser. Insgesamt gibt es 18 verschiedene Waffen, die von den Shaolin Mönchen genutzt wurden. Auch wenn sie von der Art und dem Aussehen her alt oder sogar antiquiert wirken mögen, so besitzen sie doch meistens moderne Äquivalente und ermöglichen es Verhaltensweisen und Techniken zu lernen, die auch auf moderne Konfliktsituationen übertragen werden können. Der Umgang mit traditionellen Waffen ist auch ein Umgang mit dem eigenen "Chi".
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Tierstile
Die Shaolin Mönche beobachteten sehr genau, wie sich einzelne Tiere bewegten und kämpften. Aus diesem Wissen entwickelten sie Bewegungsabfolgen und Techniken für bestimmte Kampffertigkeiten, die sie anschliessend in verschiedene Stile unterteilten. Wir unterrichten fünf Haupttierstile, die ihre eigene Schule innerhalb unseres Systems haben, aber erst ab einem höheren Level unterrichtet werden: Affe, Tiger, Leopard, Schlange und Adler. Zusätzlich gibt es noch den Kranich.
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"Sparring"
Der Wettkampf ("Sparring") bezeichnet den freien Kampf zwischen zwei Kungfu-Schülern unter der strengen Aufsicht des Trainers und Einhaltung klarer Regeln. Wir verwenden das Sparring, um ein Verständnis dafür zu vermitteln, wie man Technik unter Druck und lebensnäheren Situationen anwendet. Es vermittelt auch ein besseres Verständnis für die Nutzung von Kraft sowie die Bedeutung mentaler Konzentration in einer simulierten Kampfsituation. Wir verwenden eine breite Palette von Techniken, die es dem Schüler ermöglichen, einen besseren Einblick in die verschiedenen Ebenen des Kampfes zu gewinnen. Zum Schutz der Teilnehmer wird dabei grosser Wert auf entsprechende Schutzmassnahmen gelegt (z.B. Kopf- und Körperschutz, Boxhandschuhe).




Obwohl Kung Fu den Teilnehmern beibringt,
sich nicht auf körperliche Stärke zu verlassen, um sich zu verteidigen,
ist ein gesundes Maß an Fitness und allgemeiner Ausdauer unerlässlich,
um Techniken auf einem guten Niveau auszuführen.
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Vermittlung von Werten und Lerninhalten
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Nam Pai Chuan Shaolin Kung Fu ist eine traditionelle Kampfkunst und in der chinesischen Kultur verwurzelt. Im Mittelpunkt unserer Ausbildung steht ein System des Respekts.
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Wir bitten die Schüler, die ihnen gegebenen Informationen, das System, das ihnen beigebracht wird, ihren Ausbilder und das Wohlergehen ihrer Trainingspartner zu respektieren. Unser Training findet in Klassen mit gemischten Fähigkeiten statt und wir ermutigen die Schüler, die Trainingspartner ständig zu wechseln, um voneinander zu lernen – vom Anfänger bis zum schwarzen Gürtel. Anstatt Angst zu haben, besteht für neue Teilnehmer somit die Möglichkeit, von unseren erfahreneren Schülern zu lernen, von denen erwartet wird, dass sie Kontrolle demonstrieren und neuen Schülern helfen mehr Selbstvertrauen und eine gute Technik zu entwickeln.
Als Zeichen des Respekts wird von den Schülern erwartet, dass sie sich vor jedem einzelnen Trainingspartner, mit dem sie arbeiten, verbeugen, wer auch immer sie sind. Traditionell musste sich ein Schüler das Recht verdienen überhaupt Kung Fu lernen zu dürfen, was als eine privilegierte Situation angesehen wurde. Obwohl sich die Dinge geändert haben und wir Neuankömmlinge aktiv in allen unseren Trainingszentren willkommen heißen, glauben wir, dass alle Mitglieder stets respektvoll mit dem Wissen umgehen sollten, das ihnen vermittelt wird.
Um den Schülern zu helfen, die verschiedenen Techniken richtig zu beherrschen und sich kontinuierlich zu verbessern, verwenden wir einen Lehrplan. Auf der Grundlage dieses Lehrplans finden alle drei Monate Einstufungsprüfungen statt, um den Fortschritt der Schüler zu bewerten. Verschiedenfarbige Gürtel werden als formaler Hinweis auf das Niveau der Fähigkeiten und Kenntnisse eines Schülers ausgegeben. Nach bestandener Einstufung wird von den Schülern erwartet, dass sie regelmäßig an Schulungen teilnehmen und das Gelernte üben, um den erreichten Standard aufrechtzuerhalten. Alle Informationen und Anleitungen, die durch einen Ausbilder vermittelt werden, sollte als wertvoll angesehen und geschätzt werden. Um ihren Respekt gegenüber einem Ausbilder zu zeigen, sollten die Mitglieder versuchen, alle Anweisungen und Trainingsregeln nach bestem Wissen und Gewissen zu befolgen. Aus Gesundheits- und Sicherheitsgründen sowie um unnötige Ablenkungen während des Trainings zu vermeiden, sollten Mobiltelefone vor dem Training immer ausgeschaltet werden. Ferner sollte die Teilnehmer den Ausbilder um Erlaubnis bitten, wenn sie etwas trinken möchten oder die Trainingshalle - auch nur kurz - zu verlassen wünschen. Sie sollten sich zu Beginn und am Ende jeder Klasse vor Ihrem Trainer kurz verbeugen, als traditionellen Dank dafür, dass dieses Wissen über viele Generationen nun an sie weiter vermittelt wurde.